Beiträge getaggt mit Zwieback

Begriffsstutzigkeiten

Begriffsstutzigkeiten

Oder

Bauer im Brot?

Vier Viren hinterließen Schlieren in meinem Gehirn, wo ist der Zwirn.

 

Nein, ich bin kein Dichter, aber manchmal eben so dicht, dass es mich erwischt. So letztlich irgendwann. Muss schon länger her sein, vielleicht 14 Tage … oder so.

Im Delirium grippus, Grog unterstützt, Aspirin gedopt, sind die Gedanken frei, wirklich. Da kräht kein Hahn danach, was ich verzapfe, obwohl … vielleicht gibt es morgen den Hahn zu Mittag … wenn ich ihn denn erwische.

Gut, es gibt bestimmt Linsensuppe. Wie immer bekommen Kranke so einen ungenießbaren gesunden Kram vorgesetzt, den man bei der eigenen Erkrankung auch selbst eher nicht essen würde. Oder trinken, wie z.B. Fencheltee. Wer auch immer ihn aus tiefster Überzeugung trinkt, für mich ist Fencheltee eine Bestrafung dafür, dass man krank ist und kommt für mich geradezu einer persönlichen Beleidigung nahe. Zweimal habe ich bei einem Krankenaufenthalt dieses Zeugs „versehentlich“ umkippen müssen, bis ich endlich etwas „Normales“ bekam. Tee … mit Mengen von Zucker und Zitrone. Immer alles rein, Hauptsache, man schmeckt den Tee nicht mehr.

Ich kann mich auch noch gut an Zwieback erinnern. Ein Gebäck, das zweimal gebacken wurde (Zwie = zwei) und sich über Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende zu halten scheint. Wenn ich das trockene Zeugs essen musste, war ich bestimmt krank, denn wenn ich es freiwillig essen wollte, durfte ich es nicht, weil ich nicht krank war. Verstehe einer diese Logik.

Heute essen die Gesunden den Kranken alles weg. Knäckebrot, alle „Du darfst“ Produkte und diese probiotische Pampe. In probiotischen Joghurts sind doch diese „lebensfrohen“ Bakterien enthalten. Wie originell und das soll wirklich gesund sein? Die blöden Bakterien, die verdauungsanregenden, sind doch schuld daran, dass der „gepimpte“ Joghurt überhaupt seinen Namen wert ist und deswegen auch immer teurer ist als normale Joghurts sind. Vielleicht gibt es demnächst die Kochsendung „Pimp my Joghurt“. Dabei macht man Joghurt doch schon aus Bakterien, reicht das nicht? Aber das haben die lieben Leut’ ad widder verjesse oder erst gar nicht „assimiliert“. Die meinen sehr wahrscheinlich, dass die weiße Pampe ein Abführprodukt der Sonntagsbratenspenderin ist. Hat sich schon je jemand gefragt, was probiotisch eigentlich heißt? Pro Bios kommt aus dem Lateinischen und heißt fürs Leben. Ein Arzt verschreibt das Gegenteil des Probiotikums, nämlich das Antibiotikum, damit dieser die gepimpte Pampe zu Brei kloppt. Doch diese Antwort bekommt man selten, aber dafür oft von Frauen mit einer leicht entschuldigenden, schulterzuckenden Geste, durchs Lachen entwaffnender Logik: „Die schmecken doch so gut und sollen doch sooo gesund sein … oder nicht?“ Ich bleibe meist geduldig und behaupte, dass Wasser auch ein Probiotikum sei und was für eins, denn ohne Wasser sterben wir eher als ohne diesen Joghurt. Und damit das Wasser lebenserhaltend trinkbar bleibt, ist es unabdingbar, gar lebenserhaltend notwendig, dass dort keine Bakterien drin sind, auch keine Lactobazillen. Nicht eine einzige Bazille!

 

Da stehe ich doch letztens erst an der Theke irgendeines Bäckereiproduktstandes, hinter dem man doch normalerweise eine Bäckereifachverkäuferin erwartet. Die muss nun nicht zwingend blond sein und keine Mannequin-Maße aufweisen, damit ein Ömchen dort auch animiert wird ihr Brot kaufen, sondern im Wesentlichen die Qualifikation haben, einen Fachfrage beantworten zu können.

So fragte ich ein noch recht junge, mich anlächelnde Bäckereifachverkäuferin nach einem empfehlenswerten Brotgebäck und mein Rundblick rastete bei der Bezeichnung ‚Mehl-Brot’ ein und ließ mich sehr erstaunt fragen:

Was, bitte, ist ein Mehl-Brot?“ Diese weltfremd anmutende Frage brachte die heranreifende Bäckereifachverkäuferin augenblicklich aus ihrem Gutes-Reiten-Schlechtes-Reiten-Gleichgewicht und leicht verwirrt stotterte sie zurück:

Waaatt“… ehhh, noch ma‘ neu, watt wollen Se?“ Und altkluge Standards als Entschuldigung hintendran brabbelnd:

Isch hab‘ Se akustisch nitt verstanden“ Ich räusperte mich nur kurz, bremste mich sofort ein nach der Übersetzung für ‚akustisch‘ zu fragen und formulierte meine Frage nach dem Brot um, wohl wissen, dass es wenig Sinn macht ein solches Kommunikationshindernis einfach nur zu wiederholen:

Sie bieten dort ein Brot mit dem Namen ‚Mehl-Brot‘ an. Was also ist denn in den anderen Broten drin?” Nach kurzem, hektischem Umherschauen schien sie noch immer sehr überrascht, konterte dann aber knallhart und vollkommen ungeniert laut:

Dat weiß isch doch nit!“

Ich habe dann wieder ein Bauernbrot gekauft, weil ich mir, gegen alle konsequente Logik und wegen des wiederholten Kaufs sicher war, keinen gebackenen Bauern darin zu entdecken.

© Kariologiker (2.9.2010)

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