Beiträge getaggt mit organoleptic test

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Viele umgangssprachliche Alltagsausdrücke ändern sich ebenso, wie vieles andere Alltägliche auch. Besonders in den aktuellen Sozialisationen spricht man in sehr wortarmen Floskeln, deren Inhalt meist nicht mal von den Benutzern selbst verstanden wird.

Statt „rumlungern“ oder neudeutsch „abhängen“ sagt die Jugend heute chillen. „Ausspannen“ heißt analog dazu dann „chill out“ und dass Chili out ist, kann man wirklich nicht sagen, denn beim Currywurstessen geht es streng nach Wilbur Lincoln Scoville, der 1912 einen Test zur Messung der Schärfe von Chilischoten entwickelte, den sogenannten Scoville Organoleptic Test (ugs. Scoville-Skala). Dabei wird der Gehalt von Capsicain (das „Geheimnis“, das einem die Tränen aus allen Poren quellen lässt) durch Verdünnung bis zur Wahrnehmungsschwelle oder gar bis zum qualvollen Chilitod indirekt gemessen wird, was beim Currywurst-Wettessen jedoch nur dazu führt, dass der Schärfegrad mit jeder gegessenen Wurst erhöht wird und bis zu 1.000.000 Scoville Einheiten Schärfe enthalten kann. Und die ist einzig der Bosheit des mediengeilen Currywurstbudenbesitzers in die capsicaindichten Schuhe und besonders Handschuhe zu schieben, der das Chiliwettessen ganz unschuldsbekundend nur als Werbung für seinen Wurstbude hält und ohne jedes Schamgefühl derart seinen Bratphalli überwürzt, dass es jeden normalen Menschen davon abhalten würde auch nur in die Nähe dieser Waffe zu kommen, aber die Wettfress-Deppen sich lieber, mit einem Krankenwagen zur Reanimation fahren lassen, als, wider jeden besseren Wissens vernunftsorientiert zu kapitulieren, bevor ihnen der Magen vollkommen weggebrannt ist.

Doch selbst Chilli con Carne wird beim Mexikaner um die Ecke als Feuertopf deklariert und der hält auch noch, was er verspricht. Da bleibt selbst das letzte Quäntchen Logik auf der Strecke.

Doch wo ich gerade bei Logik bin fällt mir auf, wie oft man sich in dieser verstrickt.

So erkennt man schnell, dass selbst in diesen Sprachumformungen und Aussageverkrümmungen eine gewisse Logik steckt, wenn man auf des Rappers Rappen sitzt und vielleicht einmal ihre Texte hört, was zugegebenermaßen bei den Dezibel geschwängerten Sounduntermalungen oft kaum möglich ist. Da Logik wichtig ist und als Voraussetzung für Zusammenhänge eine Basis bildet, gibt es Logistikzentren in denen logistische Abfolgen und Dispositionen gehändelt werden. Nein, das hat in diesem Fall nichts mit Händel, dem Komponisten zu tun, sondern mit Handhabung. Und Handhabung hört sich für Newcomer zwar etwas antiquiert an, doch scheint sie bei gewissen Dingen des Lebens in einer Tradition zu stehen, die auch mit noch so modernen Umschreibungen ihren Sinn nicht verliert.

Der Logistiker ist heute ein Lehr-Beruf und voller unlogischer Begriffe, die irgendein Schreibtischhengst erdacht und auf unergründlichen Wegen fest in den Alltag etabliert hat. Was auch immer hinter diesen modernen terminologischen Worthüllen stecken mag, es hat zumindest den Effekt, dass die Kampfstätten der dem einkaufvergnüglichen, weiblichen Geschlecht stets genügend Angebote beschert, wenn sie shoppen gehen. Dass man immer irgendetwas einkaufen gehen muss, ist schon als aus ernährungstechnischen Gründen unabwendbar, doch ist das kein shoppen, sondern heißt einfach nur und immer noch wie früher schlicht „einkaufen“.

Und was machen die Männer? Sie machen Frühshoppen. Dieser Begriff bleibt ebenso innovations-resistent und wird sich auch niemals ändern, denn Männer können es gar nicht leiden, wenn sich etwas ändert. Und so gehen sie zwar brav zur Kirche, aber auch direkt an ihr vorbei, um schnellst möglich sich den Appetit in der am Sonntag immer vorzeitig geöffneten Schankstätte anzuregen, der eigentlich nur dazu dient, das Kochergebnis essen zu können. Da offensichtlich die Frauen das wissen, scheinen sie wohl extra so zu kochen, wie der Mann in ihren Augen viel zu früh shoppen geht.

© Kariologiker

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