Kariologisches
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Sprache ändert sich, aber nicht mich.
Veröffentlicht von kariologiker in Beiläufiges, Gedanken am 5. Mai 2019
Letztlich, genau am Tag der älteren Generation (3. April), zu der ich mich notgedrungen zählen muss, dachte ich mal wieder daran, wie sich die Sprache doch ändert.
Mittlerweile wird im Fernsehen nicht nur durch alle Kasten gekocht, was sich mir grundsätzlich gar nicht erschließt, denn man kann es über den Äther weder riechen noch schmecken und sicher getraut sich doch niemand vor der Kamera zu sagen, dass diese oft unter grausamen Umständen und von oft recht unappetitlichen Hobbyköchen – Ja, sogar Profi-Köchen – zusammen gemanschte Zutatenfülle wie ”alte Schuhsohlen” schmeckt, und damit man die immer hohe Qualität dieser Wie-auch-Immer Speisen zumindest gedanklich als vortreffliches Produkt erkennt, bekommt es eine Qualitätsbeschreibung.
Eine mir gänzlich unappetitliche Speise, deren Verköstigung ich schon seit 50 Jahren ablehne, ist das Risotto – neben Milchreis und anderen breiartigen Aggregatzuständen, die mir nicht nur als essbar vorgesetzt werden, sondern angeblich ganz toll schmecken sollen. Nun…
Um ein richtig gutes, ja perfektes Risotto herzustellen, muss wohl, so wird es mir zumindest vermittelt, immer kräftig gerührt werden, damit es eine Konsistenz bekommt, die sich in der höchsten Qualitätsbekundung ”schlotzig” nennt. – Meine automatische Schreibkorrektur kennt das Wort gar nicht. –
Mir am Tag der älteren Generation zu sagen, dass schlotzig etwas premierwürdiges ist, geht das dann doch zu weit. Hielt sich meine Aversion gegen diese Rezepte bislang noch in Grenzen, so wird bei dem Wort schlotzig (oder schlozig?) derart mein Nervus Vagus gereizt, dass ich dem nur mit einem Antiemetikum begegnen kann oder einem Kräuterschnaps auf Anisbasis.
Schlotzig beschreibt für mich Erbrochenes oder Sputum, wobei ich diesen beiden Abgerungenschaften oder Auswurf des Menschen niemals klassifizieren würde und schon gar nicht premieren. „Ja, Deine Spucke ist mit die schönste und so besonders schlotzig.“
Nein, ich schaue schon lange keine Kochsendungen mehr, allein schon wegen des Küchenlateins und die dazugehörige Küchenphilosophie, die mir immer wie eine Rezitation aus einer Kalendersprüchesammlung vorkommen. Das kann natürlich jeder für sich so sehen wie er es gern hat, aber etwas schlotzig zu nennen ist für mich grottig.
Meint sinnierend
Kariologiker
Kann man benutzen, muss man aber nicht.
ältere Generation, essbar, Fernsehköche, Küchenphilosophie, Kräuterschnaps, Milchreis, Qualitätsbesachreibung, Rezitation, Risotto, Speise, Sprache, unappetitlich
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